Blütenstand mittig der Knoblauchsrauke

Knoblauchsrauke – erkennen und verwenden

Bärlauch und Wunderlauch sind vielen schon ein Begriff, wenns um Wildkräuter geht die nach Knoblauch schmecken – aber Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) bringt hier noch mal ein anderes Aroma mit!

Knoblauchsrauke blühend am Wegrand

Merkmale und Verwechslung

Die Knoblauchsrauke ist eine zweijährige Pflanze – heißt sie sieht im ersten Jahr anders aus als im Zweiten.

Einjährige (erstjährige) Form

Die Knoblauchsrauke ist zuerst in einer rosettenartigen Form zu finden, in der sie zunächst überwintert, erst im zweiten Jahr wächst die Pflanze zu ihrer vollen Größe und Form heran.

  • Wuchsform allgemein: bildet eine Rosette am Boden
  • Blätter: Herz- bis Nierenförmig – grob gekerbt
  • Geruch: beim Zerreiben riechen die Blätter stark nach Knoblauch (beachte jedoch, dass Gesuch kein eindeutiges Erkennungsmerkmal ist!)
  • Stängel: nicht oder kaum vorhanden (die Blätter selbst haben lange Stiele die weich bzw. zart sind)
  • Wurzel: Pfahlwurzel mit feinen Seitenwurzeln
  • Blüte: im ersten Jahr nicht vorhanden, da die Pflanze die Rosette zunächst nur ausbildet um Nährstoffe zu speichern

Zweijährige (blühende) Form

Ab hier wird es gerade für Anfänger schwerer, die Pflanze sicher zu erkennen, da sich die Wuchsform stark zur einjährigen Form unterscheidet und die nun die Blattform auch variiert.

  • Wuchsform allgemein: aufrechter – 30-100 cm hoch
  • Blätter: die unteren Blätter sind eher herz- bis nierenförmig; nach oben hin werden die Blätter eher dreieckig und immer kleiner
  • Geruch: wie bei der einjährigen Form
  • Stängel: unverzweigt bis wenig/leicht verzweigt, kantig, meist leicht behaart
  • Blüte: weiß und vierzählig (Kreuzblütler), Durchmesser ca. 5-8 mm
  • Blütezeit: April bis Juni (kann je nach Region variieren)
  • Frucht: schmale Schoten mit später schwarzbraunen Samen

Die Pflanze stirbt nach der Samenreife ab. Im Idealfall konnte sie sich über die Samen verbreiten und es kommt wieder zur einjährigen Form.

Verwendung in der Küche

Die Knoblauchsrauke ist komplett essbar – also von der Wurzel bis zur Blüte bzw. den Samen – egal in welcher Form (einjährig oder zweijährig).

Verwendung der Wurzel

Die Wurzel kann ähnlich wie Wasabi verwendet werden – also zu einer Art Paste gerieben werden. Diese schmeckt leicht scharf und im Abgang deutlich nach Knoblauch. Ich persönlich finde sie für Sushi ohne Fisch super passend. Natürlich passt das Ganze auch zu Fisch, aber die Knoblauchnote passt einfach perfekt zu Gemüse und Frischkäse.

Verwendung der oberirdischen Pflanzenteile

Hier weist die Knoblauchsrauke eine besondere – zu beachtende – Eigenschaft auf: Der Geschmack verliert sich relativ schnell nach dem ernten. Ich würde aus bisherigen Erfahrungen sagen, dass nach 24 Stunden nicht mehr viel vorhanden ist. Als Tee(-zugabe) eignet sich dieses Wildkaut somit nicht, da die ätherischen Öle und sekundären Pflanzeninhaltsstsoffe sehr flüchtig sind bzw. sich sehr schnell abbauen.
Der Geschmack lässt sich konservieren, aber ich empfehle die frische Verwendung.

Wie verarbeite ich das Ganze nun?
Ich starte mal damit, was man nicht tun sollte: Die Pflanze eignet sich nicht zum anbraten – zumindest nicht so, wie Du es von Knoblauchzehen kennst. Es spricht nichts gegen das Würzen mit Knoblauchsrauke, sobald dein Essen so gut wie fertig gekocht ist – nur direkt in die Pfanne und heiß anbraten verträgt sich nicht so gut, da die Pflanze und ihr Inhalt bzw. Geschmack recht empfindlich sind.

Je nachdem wie alt die Pflanze ist, entwickelt sie auch Bitterstoffe. Diese können sehr angenehm sein, aber wer diese nicht oft zu sich nimmt, kann sie hier schon als dominant empfinden.
Am einfachsten ist es die Pflanze bzw. ihre Blätter einfach zu hacken oder ganz zu verwenden. Das Ganze schmeckt einfach übers Bro gestreut super oder als würzige Zugabe auf Suppen, Kartoffeln, Aufläufen und Eierspeisen.
Du kannst die oberirdischen teile natürlich auch einfach ähnlich wie Spinat mit kochen. Es passt sich auch super, die Pflanze mit anderem (Wild-)Grün anzudünsten, als Beilage oder Füllung für Teigtaschen.
Der Stiel der Pflanze kann etwas faserig sein, daher werden die Blätter deutlich öfter verwendet. Wobei das aber egal ist: Bei der Herstellung von Pasten, Pestos.

Verwendung der Blüten und Samenstände

Die Blüten können wie die oberirdischen Pflanzenteile (Blätter und Stängel) mit verwendet werden. Sie eignen sich jedoch auch super als essbare Blütendeko oder Kresseersatz.

Die noch grünen Samenstände können Pasten und besonders Frischläse super aromatisieren: Ich püriere sie Samenstände direkt zusammen mir Frischkäse und nutze das Ganze einfach als Dip für Gurken und Karotten. Simpel und sehr lecker!
Sobald die Samenstände braun sind machen sich einige die Mühe die schwarzen kugeligen Samen aus den Schoten zu sammeln. Diese schmecken im Grunde wie Knoblauchpfeffer.

Knoblauchsrauke ganz

Verwechslungsmöglichkeiten

Ohne Blüte kann die Knoblauchsrauke gerade für Anfänger vielen Pflanzen sehr ähnlich sehen.
Allem voran wird hier oft die Brennnessel genannt – wobei die Knoblauchsrauke keine Brennhaare hat.

Hier mal einige andere Blätter:

Wichtig ist – vergleiche immer alle Merkmale und nimm möglichst mehrere Quellen, um sicher zu gehen, dass Du die richtige Pflanze vor Dir hast. Also zum Beispiel ein Buch und im Anschluss noch mal eine App.

Gut zu wissen: Keine der oben genannten Pflanzen ist tödlich giftig, aber einige sind nicht für einen übermäßigen Verzehr geeignet. (Huflattich und Scharbockskraut)

Videos

Hier gehts zum TikTok-Video über die Knoblauchsrauke und hier zum Instagram-Video.

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