Körbchen voller Wunderlauch

Wunderlauch erkennen und verwenden

Wer zwischen März und April spazieren geht, nimmt mancherorts einen wundervollen knoblauchartigen Geruch wahr. Und das obwohl weit und breit kein Bärlauch in Sicht ist…

Gerade hier in Hannover, aber zum Beispiel auch in Berlin ist das geruchsverursachende Kraut oft der Wunderlauch (Allium paradoxum) – wegen seiner Erstausbreitung in Berlin auch Berliner Lauch genannt.

Merkmale

Zunächst sind lediglich die unscheinbaren Blätter des Wunderlauchs zu sehen:

  • Blätter lang und schmal – je nach Wachstumsbedingungen 20-30 cm lang
  • Blattoberseite leicht glänzend, Blattrückseite matt
  • deutlich erkennbare Mittelrippe
  • nur parallele Blattadern (sind nicht zwingend deutlich zu erkennen, wie z.B. beim Spitzwegerich)
Wunderlauchfeld im Wald

Später, so ab Anfang April, sehen wir dann auch eine Blüte:

  • Stiel der Blüte deutlich dreikantig
  • in der Regel weiße Blüten die auch mal weiß-grünlich erscheinen können
  • aus einem ehr kugeligen Blütenstand kommen Einzelblüten mit je 6 Blütenblättern raus; sie stehen nicht so nah beisammen, wie zum Beispiel beim Bärlauch und “kippen” fast schon aus dem zentralen Punk ab
  • direkt am Stielende bilden sich kleine weiß-gelbliche Kügelchen
  • die Blüte bzw. der Blütenstand ist oft von einem trockenen Häutchen umgeben; ein typisches Merkmal dieser Pflanzenfamilie (Amaryllidaceae/Narzissengewächse)
Wunderlauch Blüte

Verwechslungsgefahr

So wie es bei vielen leckeren Wildkräutern ist, gibt es auch beim Wunderlauch giftige Verwechslungspartner.
Der Wunderlauch kann mit anderen Wildpflanzen wie dem Blaustern (Scilla) oder dem Gelbstern (Gagea) verwechselt werden, insbesondere im Frühling, wenn die Pflanzen noch nicht blühen. Wie der Name der genannten Verwechslungspartner schon verrät, blühen diese in deutlich anderen Farben, aber auch in etwas anderer Form.

Besonders vor der Blüte, aber auch zur Blütezeit ist es daher wichtig, das kleine aber feine Identifikations- bzw. Unterscheidungsmerkmal zu kennen: Die Spitze der Blätter!

Verwendung in der Ernährung

Wunderlauch ist nicht nur eine schöne Zierpflanze, man kann ihn auch essen!

In der Küche wird er wegen seines aromatischen, leicht scharfen Geschmacks, der an Knoblauch erinnert, genutzt. Ich persönlich empfinde ihn sogar etwas milder und angenehmer als den Verwandten Bärlauch.
Grundsätzlich kannst Du den Wunderlauch also genauso wie Bärlauch verwenden und in Rezepten austauschen.

Meine persönlichen Highlights aus Wunderlauch:

  • Pesto: Mische Wunderlauch, ein Küchenkraut z.B. Basilikum, angeröstete Nüsse und Zitronenschale mit Öl – alles zerkleinern und fertig.
  • Als Topping auf Flammkuchen
  • Als Salz: Hier eignen sich besonders die Blüten, wenn sich bereits die kleinen Nebenzwiebeln bilden, da diese besonders aromatisch sind
  • Weil er etwas milder ist: Einfach roh “to go” in der Natur 🙂 (und keine Angst vorm Fuchsbandwurm)
  • Mit Hirtenkäse (oder Alternativen): Käse auf Alufolie legen, mit Öl übergießen, mit Salz/Pfeffer nach Geschmack würzen und mit grob gehackten Blättern des Wunderlauchs bestreuen; alles für 10-15 min. bei 180 Grad backen

Wunderlauch passt im Grunde zu allem, wo Du auch Knoblauch hinzufügen würdest. Achte nur darauf, dass er nicht unbedingt lange angebraten werden solle – wie man das mit Knoblauch ja oft beim Kochen macht – das übersteht er nicht allzu gut und wir wollen ja möglichst viele Inhaltstoffe erhalten.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Der Wunderlauch enthält, wie viele andere Laucharten, eine Vielzahl von schwefelhaltigen Verbindungen, insbesondere Alliin, welches bei Verletzung (also Pflücken, Zerreiben oder Kauen) zu Allicin wird. Allicin hat antibakterielle, antivirale und entzündungshemmende Eigenschaften, die den Wunderlauch auch zu einem beliebten natürlichen Hausmittel machen. Darüber hinaus sind auch Saponine, Flavonoide und verschiedene ätherische Öle in der Pflanze enthalten, die ebenfalls gesundheitsfördernde Effekte haben können.

Hier eine detailliertere Auflistung der Wirkung im Zusammenhang mit den Hauptinhaltstoffen:

Allicin:

  • Antibakterielle und antivirale Eigenschaften: Allicin wirkt gegen eine Vielzahl von Bakterien und Viren. In verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass Allicin das Wachstum von pathogenen Mikroorganismen hemmen kann, wodurch es zu einer natürlichen Unterstützung des Immunsystems beitragen könnte. Es ist auch bekannt, dass Allicin bei der Bekämpfung von Husten und Erkältungen eine Rolle spielt.
  • Antioxidative Wirkung: Allicin hat antioxidative Eigenschaften, was bedeutet, dass es helfen kann, Zellschäden durch freie Radikale zu verringern. Diese Wirkung trägt zum Schutz der Zellen vor oxidativem Stress bei, was mit einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen, wie der Alterung und chronischen Erkrankungen, in Verbindung gebracht wird.
  • Entzündungshemmend: Allicin zeigt entzündungshemmende Eigenschaften, die den Körper dabei unterstützen können, Entzündungen zu reduzieren.

Flavonoide und Vitamine:

Antioxidative Wirkung: Flavonoide, wie Quercetin und Kaempferol, wirken als starke Antioxidantien, die die Zellen vor Schäden durch freie Radikale schützen. Sie können auch Entzündungen hemmen und so zur Unterstützung des Immunsystems beitragen.

Blutdruckregulierend: Einige Flavonoide haben die Fähigkeit, den Blutdruck zu senken. Sie fördern die Entspannung der Blutgefäße und verbessern die Durchblutung, was sich positiv auf das kardiovaskuläre System auswirken kann.

Vitamin C: Das enthaltene Vitamin C hat eine antioxidative Wirkung und unterstützt das Immunsystem.

Schwefelverbindungen:

Antimikrobielle Wirkung: Diese Schwefelverbindungen können antimikrobielle Effekte haben, die helfen können, den Körper vor schädlichen Mikroben zu schützen.

Entgiftung: Schwefelverbindungen spielen eine Rolle im Entgiftungsprozess des Körpers. Sie unterstützen die Leber dabei, toxische Substanzen abzubauen und aus dem Körper zu entfernen.

Zusammengefasst – Bestätigte Wirkungen des Wunderlauchs:

  1. Antimikrobielle Wirkung (durch Allicin und Schwefelverbindungen)
  2. Antioxidative Wirkung (durch Allicin und Flavonoide)
  3. Entzündungshemmend (durch Allicin und Flavonoide)
  4. Unterstützung des Immunsystems (durch Allicin, Saponine und Vitamin C)
  5. Cholesterinsenkend (durch Saponine)
  6. Blutdruckregulierend (durch Flavonoide)
  7. Entgiftende Wirkung (durch Schwefelverbindungen)

Wichtig ist dabei immer:
In diesem Artikel geht es ausschließlich um das Erkenn und Verzehren von Wunderlauch, die Eigenschaften bzw. die Wirkung ist ein positiver Nebeneffekt des Wildkrauts.
Eine Eigenmedikation oder Behandlung von (schweren) Krankheiten alleine durch wildwachsende Kräuter wird nicht empfohlen – holde Dir dafür Beratung von Fachpersonen wie Deinem Arzt. Es ist nie auszuschließen, dass es Nebenwirkungen oder Kontraindikationen mit Medikamenten gibt.

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