Tipps für Einsteiger – So fange ich mit dem Thema Wildkräuter an 

Du interessierst Dich für die Natur um Dich herum und möchtest mehr darüber erfahren? Vielleicht sogar für den Eigenbedarf Wildkräuter sammeln gehen? Hier die ein paar einfache Hinweise wie Du in das faszinierende Thema Wildkräuter einsteigen kannst!

Erste Schritte um Wildkräuter zu finden und zu erkunden

Vorab ist es sehr wichtig, dass man mit dem Sammeln erst beginnt, sobald man die Pflanzen um einen herum sicher identifizieren kann. Wie Du damit beginnst, erläutere ich im weiteren Verlauf des Artikels.

Denn wasgern unterschätzt wird – zuvor muss man noch die richtigen Orte finden. 

Grundsätzlich gibt es überall um Dich herum Wildkräuter und auch Essbares, jedoch kann es von Ort zu Ort schwerer sein, viel oder überhaupt etwas einfach zu identifizierendes für Einsteiger zu finden. 

Mein persönlicher Tipp – gehe nicht gleich tief in den Wald. 

Zu Beginn und für erste Bestimmungsübungen eignen sich eher Wegränder, besonders aber Feldränder.

Einige Städte, wie Hannover, legen sogar Wildkräuterwiesen oder sogenannte Bienenwiesen an. Die Vielfalt auf diesen Wiesen ist großartig, kann zu Beginn jedoch etwas überwältigend sein. 

Suche dir also einen Ort an dem Du Dich zunächst mit ungefähr einem Quadratmeter um Dich herum beschäftigst. 
Unser Auge muss erst darauf geschult werden, die vielen einzelnen Pflanzen zu sehen und die verschiedenen Merkmale der Blüten, Stängel und Blätter im Detail wahrzunehmen. Es ist erstaunlich, wie viele verschiedene Pflanzen schon auf so kleinem Raum leben.

Bei einem normalen Spaziergang schauen wir oft nicht allzu genau am Wegrand entlang – alles scheint schön grün zu sein und im besten Fall blüht es noch bunt! 

Doch für Wildkräuter sind die Details wichtig!

Welche Orte eignen sich als Einsteiger und welche nicht?

Wenn es Dir zunächst nur um das Lernen und Identifizieren geht, gibt es kaum einen Ort, der ungeeignet wäre. 
Am Straßenrand will jedoch sicher niemand sitzen und Pflanzen bestaunen, such Dir also lieber einen schönen Ort aus. 

Geht es dir jedoch um das Sammeln und Verzehren der Wildkräuter, versuche Dich mindestens 10 Meter von befahrenen Straße und Schienen fern zu halten. 
Das dient Deiner Sicherheit, vor allem weiß man mittlerweile auch, dass dieser Abstand der Mindestwert ist, bei dem die Pflanzen kaum noch Schadstoffe aufnehmen, die von den Straßen bzw. Fahrzeugen oder den Schienen abgegeben werden könnten. 

Prüfe Deine Umgebung ebenfalls auf alte Fabriken oder Rieselfelder – diese Orte solltest du möglichst auch meiden, da der Boden hier oft Rückstände oder Schadstoffe enthalten kann. 

Wie identifiziere ich Wildkräuter? 

Durchsucht man das Internet, findet man hier eine Fülle an Tipps, Büchern und sogar Apps für das Smartphone. 

Einige Wildkräuter kennen wir schon von Kleinauf. Oft hilft es sich zunächst diese vor Augen zu rufen, draußen zu suchen und an diesen die Merkmale der Pflanzen zu üben. 

Spitzwegerich, Löwenzahn, Klettenlabkraut und Brennnessel sind gute Anfänger-Kräuter und sind weit verbreitet am Wegrand und der gewohnten Umgebung zu finden. 

Suche Dir also zuerst eine Quelle Deiner Wahl (hier reicht es schon Merkmale zu googeln) und versuche die Merkmale dieser Kräuter in der Natur zu finden – so schulst Du Dein Auge und Wissen direkt an Pflanzen, deren Bestimmung schon leicht von der Hand geht. 

Schließe auch mögliche Doppelgänger aus und hole dir Informationen über diese Pflanzen ein. 

Vergleichst Du zum Beispiel eine junge Brennnessel mit einer Taubnessel, kannst Du viel über Pflanzenmerkmale lernen! So wird es Dir bei unbekannten Pflanzen leichter fallen, auf die richtigen Merkmale zu achten. 

Oft empfiehlt sich für den Einstieg eine Kräuterwanderung in Deiner Umgebung! 

Die Expert:innen werden Dir hier eine Vielfalt an Wildkräutern zeigen und erklären woran man diese erkennt. So bekommst Du einen schnellen und vor allem sicheren Überblick und brauchst Dir nicht gleich Wissen aus dicken Büchern aneignen oder aufbereiten. 

Solltest Du aus Hannover oder Wolfsburg und Umgebung kommen, bist Du natürlich herzlich eingeladen meine Seite mit Wildkräuterführungen zu besuchen! 

Was brauche ich für eine korrekte Identifizierung? 

Um Pflanzen, die Du noch nicht kennst, präzise und sicher identifizieren zu können, gibt es verschiedene Werkzeuge.
Aber bevor wir mit den Werkzeugen weitermachen und Du nun also richtig in die Identifikation starten willst, gibt es noch etwas wichtiges zu beachten: Die Pflanzen sollten blühen!

Die Blüte ist auch für Anfänger leicht zu finden und schon kann man mit der Bestimmung starten. 
Man kann viele Pflanzen auch ohne ihre Blüte erkennen, zum Beispiel an der Frucht oder der Wuchsform allgemein. Der Ausgangspunkt startet jedoch häufig bei der Blüte. 

Welche Werkzeuge helfen mir beim Bestimmen?

Eine große Hilfe sind Bestimmungsbücher. Zumindest empfehle ich das Bestimmen mit diesen.
Apps können auch helfen, hier lernst Du die Merkmale aber nicht kennen und kannst nur schwer sichergehen, ob die App richtig liegt. 

Die Bücher werden Dich im Normalfall durch eine Art Fragenkatalog führen, der im Idealfall bei einem Wildkraut endet, welches Du auch vor Dir hast. 
Bei meinen Buchempfehlungen findest Du auf den ersten Seiten immer eine Art Anleitung, wie das Buch funktioniert. Das klingt komisch, denn wann braucht man Anleitungen für Bücher, aber du wirst es brauchen. 

Hier befinden sich auch viele Tipps zur Symbolik im Buch. Gerade darüber erfährt Du unglaublich viel über die Wildkräuter vor Dir!

Ein wichtiger Grundsatz: Mindesten zwei Bestimmungswege sollten zum gleichen Ziel führen! 

Nutze primär ein Bestimmungsbuch Deiner Wahl und im Anschluss zum Beispiel noch eine App. 
Ich persönlich gleiche nach der Bestimmung mit einem Buch noch mal die Merkmale aus einer anderen Quelle ab – auch hier ist eine schnelle Googlesuche (zum Beispiel mit dem Ergebnis des Bestimmungsbuchs) am einfachsten. So brauchst du weder ein zweites Buch mitnehmen noch extra Apps herunterladen.

Bestimmungsbücher arbeiten oft mit vielen Fachbegriffen. Die meisten davon lassen sich leicht verstehen, andere sind mit Bildern leicht verständlich dargestellt. 

Gerade für Anfänger kann es unübersichtlich werden, da das Netz unglaublich viele Bücher und Materialien anbietet.
Welches ist wirklich gut? Welches lässt sich einfach handhaben? Enthält das Buch ausreichend viel Kräuter? Brauche ich Bilder zur Bestimmung? Wie starte ich? 

Buchtipps

Pflanzenbestimmung über detaillierte Merkmale für Anfänger:

Grundkurs Pflanzenbestimmung*
Dieses Buch ist, wie der Name schon sagt eine Art Grundkurs. Hier wird zu Beginn kurz und einfach erklärt, wie die Pflanzenbestimmung mit diesem Buch funktioniert, wofür welche Symbole stehen und die Fachbegriffe sind einfach bebildert im Einband dargestellt. Im Grunde kann man mit diesem über relativ einfache “ja-nein-Fragen” eine Pflanze identifizieren.
Man kann hier entweder ganz von vorne Anfangen oder, wenn man sich schon etwas auskennt, direkt bei einer Pflanzenfamilie – auch eine direkte Namenssuche wäre möglich.
-> Dieses Buch ist mein persönlicher Liebling, da es zwar umfangreich, aber nicht allzu groß ist, dennoch Bilder enthält und die Merkmale der Pflanze extrem genau abfragt. Fehler werden so fast ausgeschlossen beziehungsweise merkt man es recht schnell, wenn man mal falsch lag und kann einfach den Weg wieder zurück verfolgen, um schlussendlich zum Ziel zu kommen.

Pflanzenbestimmung über Bilder:

Kosmos – Was blüht denn da?*
Wie bereits erwähnt, ist es für eine sichere Pflanzenbestimmung wichtig, die Blüte der Pflanze zu sehen. Dieses Buch startet auch direkt hier. Um hiermit eine Pflanze zu bestimmen, startet man nicht mit einem Fragenkatalog, durch man sich durchhangelt, sondern bei der Blütenfarbe. Ab dann geht es über detaillierte Bilder weiter, die man schlicht mit der Pflanze vor sich abgleicht.
Ich persönlich empfehle das nur, wenn man sich schon mal mit relevanten Merkmalen auseinander gesetzt hat, da sich viele Pflanzen doch sehr ähneln können (siehe zum Beispiel Melde und weißer Gänsefuß). Dieses Buch bietet dennoch eine tolle andere Möglichkeit der Identifikation und die Bilder sind sehr detailreich und “lebensecht”. Zu der jeweiligen Pflanze gibt es hier kurze Beschreibungen und wissenswerte Informationen.

Beide Bücher behandeln im Grunde die Pflanzenwelt Deutschlands. Wer sich aber zum Beispiel auf ein Thema und eine bestimmte Pflanzenwelt spezialisieren möchte ist hier vielleicht richtig:

Bestimmung von Heilkräutern:

Kosmos – Welche Heilpflanze ist das?*
Dieses Buch arbeitet ebenfalls über die Blütenfarbe und bietet Dir dann Detailbilder der Blüten zum Vergleich. Hier geht es dabei hauptsächlich um Pflanzen, die einen Nutzen für Dich haben können und in irgendeiner Form verarbeitet oder verzehrt werden können. Somit entfallen viele giftige oder nicht nutzbare Pflanzen. Das Buch ist somit etwas handlicher beziehungsweise spezialisierter.

Bleib motiviert: Egal mit welchem Buch oder mit welcher Methode Du startest, das Ganze ist immer ein Lernprozess und am Anfang dauert alles etwas länger – man bekommt aber schnell Übung und es wird Dir Stück für Stück immer einfacher erscheinen. Etwas nachschlagen zu müssen, ist völlig normal und richtig. Am Ende geht es ja im Zweifel um Deine Gesundheit, wenn Du das gefundene verarbeiten oder verzehren willst. Nimm dir also Zeit.

Wie viel darf ich sammeln?

In Deutschland regelt das Bundesnaturschutzgesetz, was man sammeln darf und wie viel. Egal ob die Pflanze geschützt ist oder nicht, hier gilt allgemein (§ 39 Abs. 1): 

„Es ist verboten, wild lebende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihrem Standort zu entnehmen oder zu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu verwüsten“

Man kann sich also merken: Sammle nur das, was Du wirklich brauchst und verbrauchst. 

Das Bundesnaturschutzgesetz sagt dazu (§39 Abs. 3): 

„Jeder darf abweichend von Absatz 1 wild lebende Blumen, Gräser, Farne, Moose, Flechten, Früchte, Pilze, Tee- und Heilkräuter sowie Zweige wild lebender Pflanzen aus der Natur an Stelen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen.“

Wildkräuter und viele andere Pflanzen sollten möglichst frisch verarbeitet werden – gehe also lieber öfter raus, als viel zu sammeln. 

Womit sammle ich meine Wildkräuter? 

Wie auch bei Pilzen, gilt bei Wildkräutern, dass man sie am Besten in offenen Körben, Sieben oder Stofftaschen sammelt. 

Je nachdem wie zart die gefundenen Kräuter sind, lohnt es sich auch, immer etwas Wasser und ein Tuch dabei zu haben. Du kannst diese empfindlicheren Kräuter dann in ein feuchtes Tuch wickeln, so bleiben sie länger frisch und knackig. 

Je nachdem was du sammeln möchtest, bietet es sich an, ein Messer oder eine Schere dabei zu haben. 

Bei Brennnesseln bevorzugen viele außerdem das Sammeln mit Handschuhen 🙂 

Wie verarbeite ich die Wildkräuter weiter? 

Wildkräuter müssen nicht zwingend gewaschen werden. 

Solltest Du Dich damit aber wohler fühlen, spricht auch wenig dagegen. Je nach Fundort bietet es sich teilweise auch an. Wenn du zum Beispiel in sehr sandigem Gebiet gesammelt hast, solltest Du die Kräuter waschen. 
Möchtest Du die Kräuter ab zum Beispiel trocknen, solltest Du wissen, dass sich dieser Prozess deutlich verlängert, wenn du Deine Kräuter wäschst.

Achte aber am Besten schon beim Sammeln darauf nur saubere und heile Pflanzen zu pflücken. Gerade wenn Du Blüten sammelst, würde das Waschen die ganzen Pollen entfernen. 
Außerdem macht es im Anschluss Zuhause schon viel mehr Freude, wenn man die Pflanzen nicht erst waschen oder aussortieren muss.

Viele zarte Pflanzen brechen beim Waschen auch und sehen oft nicht mehr so appetitlich aus, verlieren gar frühzeitig Inhaltsstoffe, die durch Brüche oder Ähnliches bereits austreten oder sich verflüchtigen.

Frisch geerntet sind noch am meisten Nährstoffe vorhanden – verarbeite Deine Wildkräuter idealerweise am selben Tag. 

Solltest Du die frischen Kräuter nicht am selben Tag verarbeiten können, wickle Sie in ein feuchtes Tuch und bewahre sie für maximal 2 Tage im Kühlschrank auf. 

Möchtest Du Kräuter länger aufbewahren? 

Einfrieren oder Trocknen verändert oder verringert oft die Nährstoffe in den Pflanzen. 

Jedoch ist natürlich gerade das Trocknen von Wildkräutern für Tees sehr beliebt – informiere Dich aber vorher, ob dein Wildkraut dafür geeignet ist. 

Die Knoblauchsrauke zum Beispiel eignet sich dafür gar nicht, da sie nach dem Trocknen den gesamten Geschmack verliert. Wiederum ist Beifuß ein beliebtes Würzkraut, welches auch nach dem Trocknen noch super verwendet werden kann. 

Hier noch mal die wichtigsten Tipps zusammengefasst: 

  • Schule Dein Auge – schau Dir deine Umgebung einfach länger vom Nahen an
  • Das richtige Material: Suche die ein Bestimmungsbuch mit dem Du gut umgehen kannst; nimm Apps maximal im Anschluss zur Hilfe 
  • Überprüfe Dein Ergebnis doppelt – google z.B. noch mal nach Merkmalen und gleiche Sie mit dem Buch und der Pflanze vor dir ab
  • Sammle nur, was Du auch verbrauchst! Achte dabei auf Arten- und Naturschutz 
  • Verarbeite Wildkräuter möglichst frisch 
  • Informiere Dich vor der Weiterverarbeitung oder Haltbarmachung, ob Dein Wildkraut dafür geeignet ist 

Ich wünsche Dir viel Spaß dabei die Natur nun genauer kennen zu lernen! 🙂

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